Seine Wellen-System-Bilder versteht der Maler Kanta Kimura als Zeugnisse geronnener Zeitlichkeit. Die weichen Verläufe von hell zu dunkel entstehen, in dem Kimura die schwarze Farbe, die auf weißen Grund aufgetragen wird, mit Luftdruck verdrängt. Die noch feuchte Farbe trocknet dabei nach und nach, bis sie sich nicht mehr in Bewegung versetzen lässt. Das Zeitfenster, um dieses Verfahren zu realisieren, ist also begrenzt. Die Plastizität des Bildraumes, die durch die Verläufe entsteht, fasziniert, ist doch seit jeher die Kunst über Hell-Dunkel-Verläufe und Schatten, Tiefe und Lebendigkeit zu erzeugen, ein zentrales Streben in der Malerei. Bei Kimura entfalten sich in der Plastizität abstrakte Muster. An lebendige Strukturen denkt man dennoch, die Wellen und Systeme wirken wie mikroskopische Aufnahmen von Organismen.
Charlotte Silbermann